Preisträger 2012
Die Max Grünebaum-Stiftung würdigte am Sonntag, 30. September 2012, in Cottbus Künstler des Staatstheaters Cottbus mit zwei Max-Grünebaum-Preisen und einem Förderpreis. Zwei Max-Grünebaum-Preise sowie einen Förderpreis erhielten Nachwuchswissenschaftler der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus (BTU).
Die Max-Grünebaum-Preisträger des Staatstheaters Cottbus sind die Schauspielerin Laura Maria Hänsel und das Philharmonische Orchester des Staatstheaters Cottbus. Den Karl-Newman-Förderpreis, eine Studienreise nach London, erhielt der Beleuchtungsmeister Ulf Kupke.
Die Max Grünebaum-Stiftung verlieh der BTU drei Auszeichnungen.
Der Max-Grünebaum-Preis 2012 ging an zwei hervorragende Nachwuchswissenschaftler der BTU Cottbus: Dr. phil. Jakob Meier und Dr.-Ing. Jens Nipkau.
Der Ernst-Frank-Förderpreis, der einen Studienaufenthalt in Großbritannien beinhaltet, wurde an Delia Gageanu, B.A., verliehen.
Der Max-Grünebaum-Preis, der in diesem Jahr zum 16. Mal vergeben wurde, ist mit jeweils 5.000 Euro dotiert. Die Preise wurden im Rahmen eines Festaktes verliehen.
Laura Maria Hänsel
Max-Grünebaum-Preis
Laura Maria Hänsel wurde 1986 in Karlsruhe geboren und wuchs in Heidelberg auf. Von 2006 bis 2010 absolvierte sie ein Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy” in Leipzig. Die letzten beiden Jahre ihres Studiums war Laura Maria Hänsel Mitglied des Schauspielstudios am Schauspiel Chemnitz bei Schauspieldirektor Enrico Lübbe. Dort arbeitete sie u.a. mit Regisseuren wie Jan Jochimsky, Christine Hofer und Ulli Jäckle zusammen. In der Spielzeit 2010/11 war sie als Gastschauspielerin am Schauspiel Essen in der Regie von Martina Eitner-Acheampong engagiert. Seit der Spielzeit 2011/12 ist Laura Maria Hänsel festes Ensemblemitglied am Staatstheater Cottbus. Schon in ihrer ersten Rolle in der Heimatrevue „Wo die Sterne leuchten“ zeigte die junge Schauspielerin ihr außerordentliches musikalisches Talent und blieb mit ihrem feinen non-verbalen Spiel und beeindruckender Bühnenpräsenz nachhaltig in Erinnerung. Dieses gelang ihr ebenso im Musical „Anatevka“, wo sie zum einen sehr genau und mit Leidenschaft ihre Figur zeichnete und zum anderen als Sängerin ihren Kolleginnen der Sparte Oper auf gleicher Augenhöhe gegenüberstand.
Im Großen Haus war Laura Maria Hänsel in Aischylos‘ „Die Orestie“ als Kassandra / Athene/ Choreutin zu erleben. Ihr Spiel entwickelte sich dort vom natürlich, direkten Ton einer Schauspielerin, die nach und nach vom Sog der blutigen Familien-Geschichte gefangen wird, hin zur Darstellerin einer archaisch-kraftvollen Kassandra, deren unheilvoll hervorgestoßene Orakelsprüche aus dem tiefsten Inneren ihres Körpers gespeist erschienen. Der am Ende der Inszenierung vollzogene Bruch zu einer jugendlich-dynamischen und dabei heutig anmutenden Athene, die die Bürger auffordert, Stellung zu beziehen und sich zur Demokratie zu bekennen, gelang Hänsel mühelos und überzeugend. Im Spektakulum „FamilienBande“ beweist sie in „Die Kleinbürgerhochzeit“ als die Schwester der Braut ihr komödiantisches Talent. In Neil LaButes Psychothriller „In einem finsteren Haus“ gelingt es ihr verblüffend gut, in die Haut einer 15jährigen Jugendlichen zu schlüpfen. Dabei changiert sie zwischen kindlichnaiver Unschuld und der Risikobereitschaft einer Teenagerin, die unbewusst mit ihren weiblichen Reizen spielt und deren Wirkung testet. Ihr verführerischer Charme wird der Figur später zum Verhängnis. Laura Maria Hänsel bewältigte in der vergangenen Spielzeit eine Vielzahl von Rollenübernahmen mit höchster Professionalität: so zum Beispiel die Anja in „Lehrer sollten nackt nicht tanzen“, Lady Cornwall in „König Lear“ und die mit Intelligenz, genauem Denken, treibender Wut und berührender Verzweiflung gespielte Ina in „Im Rücken die Stadt“ – eine schauspielerische Glanzleistung, erarbeitet in nur wenigen Proben.
Hänsel vermag es, tiefe Emotionalität und kraftvolle Vitalität mit genauen denkerischen und spielerischen Haltungen zu verbinden. Ihr Spiel zeichnet sich durch eine große Authentizität aus, verbunden mit genauer, facettenreicher Figurenzeichnung. Durch ihre sympathisch-offene Art und ihre Bereitschaft, sich einzubringen und auszuprobieren, wurde Laura Maria Hänsel vom Ensemble schnell aufgenommen. Schon nach einer Spielzeit ist sie aus dem Cottbuser Schauspielensemble nicht mehr wegzudenken. Es ist eine Freude, mit ihr zu arbeiten. – Wir wünschen diesem schauspielerischen Talent viele weitere spannende Entwicklungsaufgaben!
Mario Holetzeck, Schauspieldirektor
Das Philharmonische
Orchester des
Staatstheaters Cottbus
Max-Grünebaum-Preis
Es ist etwas Besonderes für mich, als Laudator für das Philharmonische Orchester des Staatstheaters Cottbus vor Ihnen aufzutreten. Das Orchester war 1912 anfänglich klein – 32 Musiker und ist peu á peu numeral gewachsen – und mit seinen Aufgaben auch künstlerisch gewachsen. Aus diesem Grund wurde dem Orchester 1988 der quasi-akademische Grad Philharmonisches Orchester, später – 1992 – der Titel Philharmonisches Orchester des Staatstheaters Cottbus verliehen. Morgen feiern wir gemeinsam sein 100-jähriges Jubiläum. Das Philharmonische Orchester des Staatstheaters Cottbus hatte in den letzten 50 Jahren Glück oder richtig gesagt – das Glück des Tüchtigen bei der Wahl seiner Generalmusikdirektoren. Ich kann 3 Generalmusikdirektoren nennen, die ich persönlich kennen lernen durfte.
- Frank Morgenstern – zwischen 1957 und 1994, zuerst Kapellmeister, Musikalischer Oberleiter, in der Wendezeit ab 1989 Generalmusikdirektor
- gefolgt von Reinhard Petersen, zwischen 1995 und 2008.
- seit 2008 Evan Christ.
Es gelang immer, den richtigen Dirigenten zur jeweils richtigen Epoche oder zur Zeitgeist-Periode zu gewinnen, um jeweils eine neue Ästhetik zu entwickeln.
Was aber wäre ein GMD ohne Orchester?
In Cottbus, in diesem Theater finden Sie ein hochmotiviertes Philharmonisches Orchester – offen für alles, voller Tatendrang, stets nach neuen, zum Teil unbekannten Ufern strebend.
Jede Musikerin, jeder Musiker des Orchesters hat über die Jahre hinweg das künstlerische Können bewiesen. Sie können die Erwartungen ihres Dirigenten transponieren, mit Leben erfüllen, präzise und eindrucksvoll Musik vermitteln. Es sind zwar hohe Anforderungen, die man allerdings an ein Philharmonisches Orchester selbstverständlich stellen darf und muss.
Virtuos beherrschen sie, ob im Kollektiv oder solistisch, die unterschiedlichen Epochen der Konzert- und Opernliteratur der letzten 400 Jahre, ebenso die zeitgenössischen Werke. Und, weil dies manchem nicht reicht, agieren sie in diversen Kammerkonzerten und auch als Musik- oder Musikhochschullehrer, um den Nachwuchs zu unterrichten und zu fördern. Ein Orchester – oder wie manche Experten sagen – ein Klangkörper – ist scheinbar ein homogenes Ding. Mitnichten! Ein Klangkörper ist ein widersprüchlicher, komplexer Mikro-Kosmos
- eitel und bescheiden
- eingebildet und anmutig
- streitsüchtig und friedfertig
- egoistisch und mitfühlend
in einem Wort: Unberechenbar oder politisch völlig inkorrekt: Unersetzlich wie eine Frau!
Aber wenn all diese Musikerinnen und Musiker mit ihren verschiedenen Charakteren, Leidenschaften und Instrumenten vor dem Publikum, also vor Ihnen zum Konzert oder zur Oper antreten, findet immer wieder ein wahres Wunder statt; katholisch gesprochen: Es findet durch den Dirigenten eine Transformation statt – wie in der Heiligen Messe, eine Symbiose zwischen Geist, Gefühl, Handwerk und Harmonie, verquickt manchmal mit einer gemeinsamen Atmung. Sie musizieren mit Leidenschaft und Seele und daraus entsteht ein lebendiges Kunstwerk. Für dieses Wunder haben Sie, liebe Musikerinnen und Musiker, den Max-Grünebaum-Preis mehr als verdient und heute werden Sie mit diesem Max-Grünebaum-Preis geehrt.
Ich gratuliere Ihnen allen sehr herzlich!
Dr. René Serge Mund, Ehrenmitglied des Staatstheaters Cottbus
Ulf Kupke
Karl-Newman-Förderpreis
„Und es ward Licht…“ Diese allbekannte Redewendung aus dem 1. Buch Mose der Bibel gehört ganz selbstverständlich zu den wichtigsten „Regieanweisungen“ in der Schöpfungsgeschichte des Alten Testaments. Ja – das Licht, in die Sprache des Theaters übersetzt: Die Beleuchtung! stellt in jeder Theaterinszenierung einen ganz zentralen, wichtigen, unverzichtbaren Baustein dar – der meist ganz unterschiedlich gehandhabt – zum entscheidenden Gelingen beitragen kann und der vom Zuschauer auch eher unterschwellig bewusst in den Fokus genommen wird.
Es gibt eine Kategorie von Regisseuren und Bühnenbildnern, die sich in ihrem Bekenntnis und ihrer Euphorie sogar zum Ausspruch: „Licht ist alles!“ hinreißen lassen. Ich bekenne, dass ich mich zu dieser Kategorie hinzuzähle und deshalb ist es mir eine große Freude, dass der diesjährige Karl-Newman Förderpreis einem jungen aufstrebenden Beleuchtungsmeister unseres Staatstheaters zuerkannt wird, wo ich mir sicher bin, dass er den „Preisinhalt“ – eine Woche Aufenthalt in London – bestens zu nutzen weiß. Denn Londons Theater gehören zu den perfektesten Licht-Tempeln, insbesondere die 40 allabendlich spielenden Musical-Theater, wo die neueste raffinierteste Lichttechnik der Welt zum Einsatz gebracht wird. – Die Beleuchtung einer Inszenierung ist im Produktionsprozess das besondere Highlight für den damit bewusst agierenden Regie-Künstler und er braucht dazu an seiner Seite einen Beleuchtungsmeister, der sich auch als Künstler versteht, denn: Licht ist KUNST.
So wie der Maler, der, nachdem er im Kopf konzeptionell ein Bild erdacht hat, dann die nötige Skizze in schwarz-weiß realisiert, geht es danach mit der Farbe in die entscheidendste Phase der Bildgestaltung. So auch im Theater. Denn die Vorgänge zwischen den handelnden Bühnenfiguren brauchen je nach dem mitzuteilenden Inhalt eine ganz spezifische Atmosphäre, die den Zuschauer eintauchen lässt in den Seelenzustand der Figuren. Aber Licht kann noch mehr! Licht ist auch Ordnung. Je nachdem, welche Figur besonders hervorgehoben wird – das wird mittels verschiedener Scheinwerfer möglich gemacht – so dass mancher schauspielerische Vorgang, der auf der Probebühne im Massengetümmel (besonders in der Oper) unterzugehen droht, erst auf der Bühne im wohl durchdachten Lichtkonzept sich abheben wird von anderen, nebensächlichen Vorgängen.
Und dann die Farben!! Erst die Wahl der richtigen Farben trägt zur entscheidenden Aussage und Wirkung einer Szene bei – genauso, wie eine falsche Farbe auch alles kaputtmachen kann, was bis dahin recht manierlich erprobt wurde.
Kurz: der Beleuchtungsmeister ist im Endspurt einer jeden Produktion der Bühne ein entscheidender Team-Player des Regieteams und wird von jedem Regisseur hoch geschätzt, wenn er sein Können meisterlich beherrscht und sich virtuos auf der Klaviatur der Farben auskennt.
Ein solcher Meister ist unser junger Preisträger. Er wurde 1978 in Cottbus geboren, besuchte das Fürst-Pückler-Gymnasium und betätigte sich dort mit der Organisation und Realisierung des Schulfunks, machte Pausenmusik und Diskos. Ausgebildet wurde er zunächst zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik in der Stadthalle Cottbus, aber schon bald faszinierte ihn das Optische stärker als die anderen Veranstaltungstechniken und die Spezialisierung für das Beleuchtungswesen begann. Als 2007 eine Stelle als Stellwerksbeleuchter an unserem Staatstheater frei wurde, bewarb er sich, wurde genommen und besuchte parallel zur Arbeit sofort die Meisterschule, die er im Jahr 2009 erfolgreich abschloss. Seitdem arbeitet er in unserem Großen Haus als Beleuchtungsmeister für alle Sparten und leistet ausgezeichnete Arbeit darin, wie er selbst sagt, „das Bühnenbild schön erscheinen“ zu lassen.
Inszenierungen, die er als Meister beleuchtet hat, waren u. a. „Chopin imaginaire“, „Der Schimmelreiter“, „Wie im Himmel“, „König Lear“, „Aida“, „Orpheus in der Unterwelt“, „Anatevka“ und „Der Laden. Erster und Zweiter Abend“.
Seine größte Herausforderung in der bisherigen Tätigkeit als Beleuchtungsmeister war die Umsetzung des Gastspiels „Chopin imaginaire“ nach Novara / Italien. Das Gastspiel hat viel Spaß gemacht, aber: es war eine große Aufgabe, ein italienisches Theater ohne feste Scheinwerfer so umzubauen, dass „Chopin imaginaire“ dort erfolgreich gespielt werden konnte.
Ich gratuliere Ulf Kupke ganz herzlich zum Karl-Newman-Förderpreis 2012.
Laudatio von Martin Schüler, Intendant und Operndirektor
Dr. Jakob Meier
Max-Grünebaum-Preis
Hochansehnliche Festversammlung!
Als ich das eben gerade gehört und gesehen habe, fiel mir ein, dass ich Dich, lieber Evan Christ, neulich mit einer großen Partitur unter dem Arm in der Spree-Galerie traf , und im Gegensatz zu sonst – Du hast ja eigentlich immer ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht – warst Du ganz ernst, und daher habe ich Dich gefragt „Was ist denn los, bist Du krank?“.
„Nein“, hast Du gesagt, „aber ich muss jetzt proben gehen – Kratzer“.
Und wenn Sie bei der Musik gut zugehört haben, dann werden Sie wahrscheinlich verstehen, warum er etwas bleich war, bevor er das proben musste. Dabei fällt mir eine meiner Lieblingsgeschichten ein, die das Verhältnis von Dirigent und Orchester betrifft, und ich möchte meine Glückwünsche, die ich am Anfang abzustatten habe, gerne in diese Geschichte kleiden. Ein sehr reicher Amateurdirigent wollte einmal ein großes Symphonieorchester dirigieren, und so mietete er sich ein Symphonieorchester für einen Tag. Und probte mit den Musikern und klopfte immer ab, und sagte: „“Nein, das dürft Ihr nicht so spielen, sondern so und so“.
Das ging so eine gewisse Zeit lang, bis der Konzertmeister, erster Geiger am ersten Pult, aufstand und sagte: „Lieber Herr X, noch ein Wort von Ihnen und wir spielen, was Sie dirigieren!“
Meine Damen und Herren, lieber Evan, ich danke Dir dafür, dass Du das dirigierst, was das Orchester spielt, und ich danke den Musikerinnen und Musikern des Orchesters dafür, dass sie das spielen, was Evan Christ dirigiert. Denn nur so wird ein Schuh draus; die Vorstellung, der Dirigent dirigiere und das Orchester gehorche, funktioniert nicht. Und die Vorstellung, das Orchester spiele und es brauche keinen Dirigenten, funktioniert auch nicht. Und die Vorstellung, dass ein solcher großer Klangkörper in einem solchen großen Haus (wenn es auch ein vergleichsweise kleines Haus ist) funktionieren könne, ohne dass Dirigent und Orchester zusammenspielten, ist auch falsch. Wir haben in den letzten Jahren erleben dürfen, dass es ein immer besser werdendes Zusammenspiel zwischen Orchester und Dirigent war.
Besten Dank dafür, herzlichen Glückwunsch dem Orchester, herzlichen Glückwunsch Dir, Evan!
Spaß beiseite – jetzt kommt Wissenschaft. Ich habe das Vergnügen, Ihnen einen der insgesamt drei Preise ankündigen und kommentieren zu dürfen, die heute an junge Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen verliehen werden. „Jung“ ist dabei, wie immer, relativ. „Jung“ hieß bis vor kurzem, bis uns die Stifter ernsthaft ermahnt hatten, unter 40, in diesem Jahr sogar knapp über 30 Jahren. Das ist für deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schon ein ziemlich geringes Alter. Insofern freue ich mich, Ihnen zunächst zwei Produkte der neuen Nachwuchsförderungsstrategie der BTU präsentieren zu dürfen, zwei junge Kollegen, die im Rahmen des Graduiertenförderprogrammes gefördert worden sind, und zwar einen Stipendiaten unserer Graduate School, über den später zu reden sein wird, und einen Stipendiaten aus dem Graduiertenförderprogramm des Landes, über den ich jetzt gleich sprechen darf.
Liebe Förderfamilien – dear Gumbles -, wir haben im Kuratorium häufig über die Aufgabe der Stiftung gesprochen, Brücken zu bauen, über das Brückenbauen im wörtlich-beruflichen sowohl als auch im übertragen-politischen Sinn, und ein solcher Anlass wie heute zeigt, dass die Aufgabe des Brückenbauens erfüllt ist. Man muss sich das nur einmal vorstellen: es wird ein Preis von einer Industriellenfamilie gestiftet, die von den Nazis zur Emigration gezwungen worden ist, und an der Preisverleihung wird als erstes Wagner gespielt – das muss man sich schon auf der Zunge zergehen lassen! Und jetzt darf ich Ihnen darüber hinaus noch einen Preisträger vorstellen, der eine Arbeit ausgerechnet über Martin Heidegger geschrieben hat. Wagner und Heidegger, da könnte man sich schon fragen, ob man sich nicht auf eins von beiden hätte konzentrieren können? Was ich jedoch gleich zeigen werde, ist, dass das genau richtig ist und genau im richtigen Kontext steht.
Allerdings habe ich dabei ein Problem, genauer gesagt: zwei Probleme, die ich in den zwei Begriffen „five Minutes and two cultures“ zusammenfassen möchte: „Five Minutes“ darf ich reden, und „two cultures“ ist das Thema, um das es hier letztlich geht, und zwar in der Titelformulierung eines Buches, das C. P. Snow 1959 publiziert hat und das die große Kluft zwischen den Geistes- und Naturwissenschaftlern (heute wissen wir: die große Kluft zwischen den Geistes- und Sozialwissenschaftlern auf der einen und den Natur- und Ingenieurwissenschaftlern auf der anderen Seite) thematisiert. Was wir heute hier tun, ist, den Versuch zu ehren, diese Kluft zu überbrücken. Nämlich zu zeigen, dass Wissenschaft die Art und Weise ist, wie man das erfasst, was gerade nicht in eine geistes- und naturwissenschaftliche, in eine sozial- und ingenieurwissenschaftliche Kultur aufgetrennt ist, sondern was in Wahrheit zusammenhängt. Es geht um den Zusammenhang von Geist und Natur und um den Zusammenhang von Wissen und Machen. Davon soll im Folgenden die Rede sein.
An einer Technischen Universität, genauer: an dieser Technischen Universität, an der BTU – und ich zögere nicht hinzuzufügen: was auch immer geschehen wird, es wird eine BTU bleiben! – ist die Grundphilosophie die, zu versuchen, diese Brücke zu bauen. Daher sind von allem Anfang an die Geisteswissenschaften konstitutiver Bestandteil der BTU gewesen, und wenn wir heute mit Jakob Meier einen jungen Philosophen auszeichnen, dann tun wir das nicht zuletzt deswegen, weil er mit seiner exzellenten Doktorarbeit, auch diesen Brückenschlag erfolgreich realisiert hat, den Brückenschlag zwischen der einen und anderen Kultur.
Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir, obwohl ich sonst niemanden namentlich erwähne, den Doktorvater, d.h. den Betreuer dieser Arbeit, Klaus Kornwachs, zu begrüßen, ich sehe ihn dort im Parkett sitzen. Genauer gesagt, ich sehe ihn, weil der Beleuchter gute Arbeit leistet, natürlich nicht, aber ich habe ihn vorhin gesehen und weiß, dass er dort sitzt. Aus guten Gründen bedeutet nämlich das griechische Wort für „Wissen“ („eidenai“) so viel wie: gesehen haben. Klaus Kornwachs hat über Jahre hinweg den Lehrstuhl für Technikphilosophie an der BTU Cottbus innegehabt, und er hat die Philosophie für nicht nur die akademische Welt, sondern auch für die außerakademische Stadtbevölkerung sehr sichtbar vertreten. Lieber Klaus, schade, dass Du im Ruhestand bist, schön, dass Du Dich für diesen Tag hast reaktivieren lassen; bleib doch einfach hier …!
Unser Preisträger Jakob Meier wurde 1980 in Dessau geboren und hat dort die Schule besucht; nach Zivildienst und Studium an der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg ist er 2007 zum Promotionsstudium nach Cottbus gekommen. Von 2007 bis 2010 hat er hier promoviert, hat daneben unterrichtet. Ich weiß, dass sich unter uns mehrere befinden, die zu seinen ehemaligen Schülern oder, was er vielleicht lieber hören würde, zu seinen philosophischen Freunden, ich sage lieber: zu seiner Fangemeinde gehören, denn er ist ein ausgesprochen beliebter Hochschullehrer. Von 2010 bis 2012 war er akademischer Mitarbeiter an der BTU Cottbus, und das war auch die Zeit, in der ich das Vergnügen gehabt habe, ihn näher kennenzulernen, da er an der von mir mitherausgegebenen Edition der Werke von Hans Jonas, dem berühmten Philosophen und Ethiker, der sich mit Technik und Naturwissenschaft, aber auch mit Medizin befasste, mitgearbeitet hat. Und Jakob Meier ist heute – so schließt sich dann der Kreis – Mitarbeiter an der Technischen Universität Braunschweig, an der ich vor mehreren Jahrzehnten meine erste Professur hatte.
Seine Arbeit heißt, und nun nähern wir uns schon dem zweiten Problem, seine Arbeit heißt „Synthetisches Zeug. Technikphilosophie nach Martin Heidegger“, und das „nach“ hat auch eine Doppelbedeutung: nämlich sowohl „nach“ im Sinne von „post“, als auch im Sinne von „secundum“, also Martin Heidegger folgend. Es handelt sich um eine Heidegger-Arbeit, die keine Heidegger-Arbeit ist, oder es ist eine Heidegger-Arbeit, die sowohl eine Heidegger-Arbeit im historisch-philologischen Sinne als auch eine systematische Arbeit ist, kurz: eine historische Arbeit in systematischer Absicht. Die Frage nach dem synthetischen Zeug wird von ihm in der Druckversion seiner Dissertation (erschienen im renommierten Göttinger Vandenhoeck & Ruprecht-Verlag) auf über 500 Seiten, wenn ich das Literaturverzeichnis mitzähle, abgehandelt; der Hauptgutachter Klaus Kornwachs schreibt dazu, normalerweise sage man, bei Arbeiten, die so dick sind, sei irgendwas falsch, und man frage sich, ob man es nicht auch kürzer hätte sagen können. Er sagt das selbst allerdings in einem engzeilig getippten Gutachten von 18 Seiten! Ein so umfangreiches Gutachten ist auch schon selber eine reife akademische Leistung.
Das zeigt vielleicht auch, dass es sich hierbei nicht nur um eine Dissertation handelt. Die Gutachter heben hervor, dass es auch eine Habilitationsschrift hätte sein können, und nur die Regularien, die wir haben, verhindern, dass wir Promotion und Habilitation in einem Aufwasch erledigen. Die Arbeit stellt eine in jeglicher Hinsicht gewichtige Leistung dar, sowohl in Bezug auf die Heideggerforschung als auch in Bezug auf ein besseres Verständnis von Technik. Denn darum geht es. Philosophie ist nicht einfach eine akademische Disziplin, bei der man ab und zu seine Bildung anwenden kann, sondern Philosophie ist der Versuch, aus den Inhalten, die diese Welt bietet, Sinn zu machen. Man wird verstehen, dass es gerade bei einer Technischen Universität, die in der Regel mit spezifischen wissenschaftliches Problemen und technischen Einzelfragen beschäftigt ist, ungeheuer wichtig ist, dass diese Frage gestellt wird: Was ist eigentlich der Sinn von Technik, was ist der Sinn von dem, was überhaupt ist?
Die explizite Leitfrage dieser Arbeit heißt nun genauer: „Was ist ein Arte-fakt?“, aber eines der Gutachten bemerkt schon, dass das eigentlich eine Leitfrage ist, die mehr den Anlasscharakter beschreibt und nicht das Thema ausdrückt. Das eigentliche Thema erlaubt mir nun, an meinen Festvortrag vom letzten Jahr anzuschließen: Es ist nämlich so, dass wir in der Regel von einem Standardmodell des Wissens ausgehen, nämlich von einem platonischen Modell, demzufolge Wissen eine Art Kopfgeburt ist: wir denken uns irgendetwas, und dann setzen wir es um und machen etwas. Ein Artefakt ist also sozusagen der dritte Schritt in einer kognitiven Reihe, die ausgeht von dem, was wir uns denken und dann umsetzen. Diese These ist jedoch nicht nur falsch, sondern geradezu irreführend, denn sie verstellt uns das Verständnis dessen, was Technik ist. Hilfreich wäre eher die Umdrehung des Standardmodells: Vielleicht eröffnet das technische Handeln, das dann in Machen übergeleitet wird (daher „Artefakt“), also in das Herstellen von Gegenständen, uns die Einsicht, wie die Natur als das scheinbar Objektive oder, wie Heidegger sagen würde, das „Vorhandene“, Sinn macht für uns. Das heißt, Technik selbst ist eine fundamentale Art des Erkennens. Deswegen befasst sich die vorliegende Arbeit völlig zu Recht zunächst schwerpunktmäßig mit der Diskussion der Wahrheitsproblematik. Technik hat etwas mit Wahrheit zu tun, denn dafür, ob eine Theorie richtig oder falsch ist, gibt es zwar interne Kriterien der logischen Konsistenz, der Übereinstimmung mit anderen Standardtheorien etc., aber letztlich wird sich herausstellen, ob sie richtig oder falsch ist, wenn das, was ich aufgrund dieser Theorien mache, funktioniert oder „geht“. Das heißt, der entscheidende Beweis ist letztlich die Art und Weise, wie wir etwas technisch umsetzen können, – „the proof of the pudding is the eating“
So nutzt Meier die Technikphilosophie Martin Heideggers als Anlass, um diesen Zusammenhang zu explizieren. Heidegger – das sei für diejenigen unter ihnen, die kein Griechisch in der Schule gehabt haben, hinzugefügt – interpretiert den griechischen Begriff von Wahrheit („aletheia“) in einer etwas eigenständigen Etymologie, indem er darauf hinweist, dass dieses Wort etwas mit „lethe“, mit dem Fluss des Vergessens, zu tun habe und dass dieses Alpha, das davor steht, ein Alpha Privativum ist und daher die Negation bedeutet. So dass Wahrheit eigentlich das Entbergen, nicht das Verbergen, sondern das Entbergen bedeutet. Technik wiederum ist – so betrachtet – als die Art und Weise aufzufassen, wie wir durch unser Handeln die Natur verstehen, ihr gleichsam ihre Geheimnisse ablauschen. Schon beim Ahnvater der neuzeitlichen Wissenschaftsphilosophie, Francis Bacon, kann man lesen, die Natur könne man nur verstehen und besiegen, wenn man ihr gehorche, nicht dadurch, dass man ihr Theorien überstülpt und sie so vergewaltigt, sondern indem man ihr gehorcht. Daher wird das Grundproblem der Philosophie, das Problem der Wahrheit, letztlich durch die Art und Weise beantwortet, wie wir die Natur technisch manipulieren, wie wir mit ihr umgehen. Und da melden sich natürlich eine ganze Reihe von damit zusammenhängenden Problemen, wie wir alle wissen.
Besonders interessant an der Arbeit von Meier finde ich den Schluss. Dort sagt er nämlich, über diese und alle weiteren Fragen müsste in einem weiteren Buch gehandelt werden. Und ganz recht hat er: dieses Buch erwarten wir alle noch von ihm, nämlich das Buch darüber, wie es mit der Technik jetzt weitergeht. Martin Heidegger endet einen seiner wichtigsten Texte in diesem Zusammenhang, den berühmten Aufsatz zur Technik, der in der Regel als einer von zwei Vorträgen, die in Bremen gehalten wurden, mit einem anderen Aufsatz zusammengefügt wird und deswegen „Technik und die Kehre“ heißt, mit einem bekannten Hölderlin-Zitat. Heidegger zitiert aus Hölderlins Patmos-Hymne: „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“, d. h. je mächtiger die Technik, Energietechnik, Mikroelektronik, molekularbiologische Technik, Mikrobiologie, je gefährlicher diese Technik wird, desto stärker wird die Möglichkeit, dass sie zur Lösung ihres eigenen Problems beiträgt – wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch. Mein respektloser Kollege Odo Marquard hat gesagt, dass sei die vornehme Formulierung dessen, was man in etwas verständlicherer Form bei Wilhelm Busch in der „Frommen Helene“ nachlesen könne: „Wer Sorgen hat, hat auch Likör“ – Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch. Das sind die beiden Varianten.
Eine Schlussbemerkung, die die Aktualität dieser Arbeit noch einmal unterstreicht, bezieht sich auf die Überlegungen zur Energie. Energie ist ja gerade in dieser Region ein zentrales Thema, und Energie heißt, so kann man von Heidegger lernen: erschließen, umformen, speichern, verteilen, umschalten. Das ist Energie, nicht irgendetwas, was Funken schlägt und aus der Steckdose kommt. Unter Energie verstehen wir vielmehr das, was uns erlaubt, die Welt in dieser Weise zu verstehen. Damit wird eher die Unterscheidung von Natur und Technik, von der wir normalerweise ausgehen, weitgehend obsolet. Natur ist das, was die jeweilige Technik entbirgt, was die jeweilige Technik uns eröffnet, d.h. was wir damit anfangen können. Martin Heideggers Schlussempfehlung lautet, wir sollten einen Ausweg suchen, denn wo Gefahr sei, wachse das Rettende auch. Das Rettende liegt nach Martin Heidegger unter anderem in der Kunst, aber diese nicht nur verstanden als bildende Kunst, sondern auch als die Art und Weise, wie die Kunst mit der Welt umgeht. Und den Begriff, den Martin Heidegger dafür wählt, will ich hier auch an den Schluss stellen. Es geht ebenso bei den Hochschuldebatten wie bei der Frage, wie wir mit der Technik umgehen, darum, eins zu üben: Gelassenheit. Gelassenheit ist die Kunst des Umgangs mit der technologischen Zivilisation in der Wissensgesellschaft. Diese Kunst zu üben empfiehlt uns die preisgekrönte Arbeit von Jakob Meier mit seinen Bezugsautor Martin Heidegger nachdrücklich.
Prof. Dr. habil. Walther Ch. Zimmerli, DPhil. h.c. (University of Stellenbosch), Präsident der BTU Cottbus
Dr. Jens Nipkau
Max-Grünebaum-Preis
Sehr geehrte Stifter,
sehr geehrte Mitglieder des Vorstandes und des Kuratoriums der Max-Grünebaum-Stiftung,
sehr geehrte Preisträgerinnen und Preisträger,
sehr geehrte Damen und Herren,
mit dem Max-Grünebaum Preis für seine hervorragende Dissertation wird heute Herr Dr. Jens Nipkau ausgezeichnet.
Für uns Universitätsprofessoren ist das, neben all dem mehr und mehr aufgebürdeten Ballast infolge wuchernder Verwaltungsarbeiten, Evaluierungen, Zertifizierungen und Umfragen, eine Erinnerung an den schönsten und ermutigendsten Teil unserer täglichen Arbeit, nämlich an die Betreuung von neugierigen, hochmotivierten und höchst begabten jungen Menschen.
Für alle diese wunderbaren jungen Wissenschaftler an unserer BTU, auf die wir als Gesellschaft unsere Zukunft setzen, ist von Ihnen Herr Dr. Nipkau stellvertretend, aber völlig zu recht ausgewählt worden.
Herr Nipkau, ein Brandenburger Kind, ist am 6. Januar 1982 in Herzberg geboren. Das Abitur hat er 2001 in Falkenberg mit 1.3 abgelegt. Anschließend absolvierte er ein Studium des Maschinenbaus mit der Vertiefungsrichtung Flug-Triebwerkstechnik an der Brandenburgischen Technischen Universität, welches er natürlich auch mit „sehr gut“ abschloss. Schon damals wurde seine Diplomarbeit mit dem Förderpreis für Jungingenieure des Fördervereins der Brandenburgischen Ingenieurkammer prämiert.
Aufgrund seiner großen naturwissenschaftlichen und technischen, aber auch fremdsprachlichen Begabungen wurde Herr Nipkau als Stipendiat für die „Internationale Graduiertenschule“, Fachklasse Verdichtertechnologie, ausgewählt. 2011 gab er seine Dissertation ab, mit dem Thema:
‚Analysis of Mistuned Blisk Vibrations Using a Surrogate Lumped Mass Model with Aerodynamic Influences‘ , die natürlich mit „summa cum laude“ bewertet wurde.
Meine Damen und Herren,
wir – als moderne Gesellschaft – und insbesondere die jüngere Generation in einem zusammenwachsenden Europa, wollen möglichst uneingeschränkte Mobilität, aber natürlich wollen und müssen wir auch unseren grünen Planeten Erde schützen und erhalten.
Deshalb hat der europäische Rat für Luft- und Raumfahrtforschung, anglizistisch: „Advisory Council for Aeronautics Research in Europe (ACARE)“ in seiner Vision 2020 für den Luftverkehr – neben anderen Vorgaben – vor allem eine Reduzierung der Emissionen von Kohlendioxid um 50 % und von Stickoxiden um 80 % gefordert.
Durch vielfältige Forschungs- und Technologieprogramme sind vor allem die Flugtriebwerkshersteller auf einem guten Weg, insbesondere auch unser Brandenburger BTU-Partner, die Firma Rolls-Royce in Dahlewitz.
In unserem gemeinsamen Forschungszentrum arbeiten zurzeit mehr als 20 Doktoranden an weiteren Verbesserungen.
Hier ist die Arbeit unseres heutigen Preisträgers einzuordnen. Die als neue Innovation eingeführte, energieeffiziente und kostengünstigere Leichtbautechnologie, nämlich die Herstellung eines Verdichterlaufrades mit seinen vielen einzelnen filigranen Schaufeln, gefräst aus einem einzigen Rohteil, also gefertigt in sogenannter Integralbauweise, verlangt nach umfangreicheren und genaueren Auslegungs- und Vorhersagemethoden.
Beispielsweise werden solche schnelllaufenden Schaufeln infolge der transsonischen Luftdurchströmung stets zu Schwingungen angeregt, deren Kontrolle für die Flugsicherheit höchste Bedeutung hat.
Herr Dr. Nipkau hat sich diesem Thema der Aeroelastizität gewidmet und eine Erweiterung erarbeitet, die es gestattet, den Einfluss der Luftumströmung auf die Schaufelschwingungen mittels Einflusskoeffizienten rechenzeiteffizient in die Berechnungen mit einzubeziehen.
Hierzu ist profundes Wissen in mindestens 3 Wissensdisziplinen notwendig, nämlich Beherrschung der Mechanik elastischer Körper, der Mechanik reibungsbehafteter, kompressibler Gase und der numerischen Mathematik.
Seine Arbeit war so erfolgreich, dass sie in die Rolls-Royce Auslegungsumgebung integriert wurde und nunmehr dort Verwendung findet.
Seit Ende 2010 ist Herr Dr. Nipkau selbst dort in der Verdichterentwicklung beschäftigt, so dass er – und das erachte ich als besonders erfreulich – sowohl Brandenburg als auch der BTU über weitere Forschungskooperationen erhalten bleibt.
Herr Dr. Nipkau: Herzlichen Glückwunsch und weiterhin viel Erfolg!
Ich danke Ihnen allen für Ihre Aufmerksamkeit.
Prof. Dr.-Ing. Arnold Kühhorn, Lehrstuhlinhaber – Lehrstuhl Strukturmechanik und Fahrzeugschwingungen
Delia Gageanu
Ernst-Frank-Förderpreis
Sehr geehrte Stifter,
sehr geehrte Mitglieder des Vorstandes und des Kuratoriums der Max-Grünebaum-Stiftung,
sehr geehrte Preisträgerinnen und Preisträger,
sehr geehrte Damen und Herren,
Erst einmal möchte ich meinen außerordentlichen Dank an die Max-Grünebaum-Stiftung richten, auch in diesem Jahr wieder diesen attraktiven Preis an eine Studierende der BTU zu vergeben.
Heute erhält den Ernst-Frank-Förderpreis Frau Delia Gageanu.
Frau Gageanu wurde am 21. Oktober 1987 in Rumänien geboren. Nach dem Abschluss des Bachelor of Arts in Cultural Studies an der Universität Bukarest, entschied sie sich 2010 für eine Weiterqualifizierung im Masterstudiengang „World Heritage Studies“ an der BTU Cottbus.
Während ihres Studiums zeigte sie, dass sie zu ununterbrochener, intensiven Arbeit bereit ist und gehört dank ihrer enthusiastischen und hochmotivierten Art sowie ihrer sehr guten Noten zu den besten Studierenden ihres Jahrgangs.
Ihr betreuender Professor (Prof. Peter Burman) bescheinigt ihr eine enorme Fähigkeit im Halten von Vorträgen und im Schreiben von Konferenzbeiträgen. Sie unterstützt ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen beim Studium und stellt ein wertvolles Mitglied in der akademischen Gemeinschaft dar.
Delia Gageanu absolviert zurzeit ein Praktikum in Edinburg an einem der prestigeträchtigsten Welterbe-Organisationen des Vereinigen Königreichs, dem NATIONAL TRUST FOR SCOTLAND.
In dieser Einrichtung – sie ist Schottlands Organisation mit den meisten Mitgliedern überhaupt (308.000 und ständig wachsend) erarbeitet sie für das historische Mietshaus Gladstones’s ein Umweltmanagementsystem, wobei sie viel über historische Gebäude und deren Finanzierbarkeit lernt. Gladstone’s Land stammt aus dem 17. Jahrhundert und gehörte dem vermögenden Händler und Grundbesitzer Thomas Gledstanes. Mit seinen sechs Etagen zählt es zu den frühen Hochhäusern, dessen Wohnungen an unterschiedliche soziale Gruppen vermietet wurden und so Einblicke in das Leben jener Zeit vermitteln.
Das von ihr erarbeitete Umweltmanagementsystem wird Teil des sogenannten „Green Tourism Business Scheme“, dem nationalen Zertifizierungssystem für nachhaltigen Tourismus im Vereinigten Königreich, welches das größte und bewährteste Programm seiner Art in der Welt ist.
Allein durch diesen Beitrag wird sie sich in Zukunft einen Namen machen.
Aufgrund ihrer interkulturellen Kompetenz, ihrem netten und zuverlässigen Wesen sowie ihrer sprachlichen Fähigkeiten ist Frau Gageanu außerdem eine hervorragende Touristen-Führerin und unterstützt den National Trust For Scotland, indem sie Gäste durch die historischen Gebäude führt, über deren Bedeutung und Charakteristiken informiert, Souvenirs verkauft und ferner darauf achtet, das die Konservations- und Sicherheitsstandards eingehalten werden. Bei dieser Arbeit kommt ihr wieder ihre besondere Präsentationsfähigkeit zugute.
Zudem absolviert sie verschiedene Kurse zum Kultur- und Welterbe-Management.
Wir sind davon überzeugt, dass dieser Praktikums-Aufenthalt Frau Gageanu eine sehr gute Möglichkeit bietet, an ihre hervorragenden Kenntnisse anzuknüpfen und sie sich persönlich und fachlich dadurch bereits enorm weiter entwickelt hat.
Ein Zitat des Österreichischen Dichters Johann Nepomuk Nestroy beschreibt vielleicht passend den Grund für Frau Gageanus unermüdliche Motivation:
„Kultur beginnt im Herzen jedes einzelnen“
In diesem Sinne wünschen wir uns, dass Frau Gageanu ihr Engagement und ihre Neugier in diesem äußerst wichtigen Bereich der Forschung und Praxis aufrechterhält und weiter ausbaut. Frau Gageanu wünschen wir alles Gute für ihre weitere wissenschaftliche und persönliche Entwicklung und gratulieren ganz herzlich zu dem Ernst-Frank-Förderpreis 2012.
Prof. Dr. Matthias Koziol, Vizepräsident für Lehre, Personalentwicklung und wiss. Weiterbildung