(stehend, ganz links): Dr. Thi Thu Trang Nguyen, (stehend, 2. von links): Dr. Costanza Rodda, (vordere Reihe, 3. von rechts): Ron Petraß und die Tänzerinnen und Tänzer des Balletts des Staatstheaters Cottbus mit Ballettdirektor Dirk Neumann (vordere Reihe, ganz rechts) | Foto: Marlies Kross

Preisträger 2020 und 2021

(stehend, ganz links): Dr. Thi Thu Trang Nguyen, (stehend, 2. von links): Dr. Costanza Rodda, (vordere Reihe, 3. von rechts): Ron Petraß und die Tänzerinnen und Tänzer des Balletts des Staatstheaters Cottbus mit Ballettdirektor Dirk Neumann (vordere Reihe, ganz rechts) | Foto: Marlies Kross

Preisträger 2021

Max-Grünebaum-Preis in Cottbus zum 25. Mal verliehen.

Die Max Grünebaum-Stiftung hat am Sonntag, 7. November 2021, in Cottbus im Rahmen eines Festaktes einen Max-Grünebaum-Preis und einen Förderpreis an die Brandenburgischen Technische Universität Cottbus–Senftenberg (BTU Cottbus-Senftenberg) sowie einen Förderpreis an das Staatstheater Cottbus vergeben.

Die Preisverleihung an den künstlerischen und wissenschaftlichen Nachwuchs der beiden Institutionen fand in diesem Jahr zum 25. Mal statt. Die Erben des Cottbuser Tuchfabrikanten und Ehrenbürgers Max Grünebaum (1851-1925) stifteten die Preise, um die Verbindungen zwischen Cottbus und England zu fördern. Die Max Grünebaum-Stiftung setzt damit einmal mehr ein Zeichen für Verständigung, Versöhnung und Wertschätzung. Der Festakt zur Verleihung der Preise mit seiner künstlerischen Umrahmung ist in Cottbus längst zu einer festen Tradition geworden.

Max-Grünebaum-Preisträgerin 2021 der BTU Cottbus-Senftenberg ist Dr. Thi Thu Trang Nguyen. Sie erhielt den mit 5.000 Euro dotierten Max-Grünebaum-Preis 2021 für ihre herausragenden wissenschaftlichen Leistungen.

Den Ernst-Frank-Förderpreis 2021 erhielt in diesem Jahr Bojan Kahlau. Der Ton- und Videotechniker Ron Petraß vom Staatstheater Cottbus wurde mit dem Karl-Newman-Förderpreis 2021 ausgezeichnet, der ihm eine Theaterreise nach London ermöglicht.

Martin Schüler, Intendant und Operndirektor des Staatstheaters Cottbus von 2003 bis 2018, erhielt für sein 15-jähriges Engagement für die Max Grünebaum-Stiftung, ein Exemplar der von Künstler Mattes Knabe gestalteten Skulptur.

Da die Preisverleihung im vergangenen Jahr coronabedingt erstmals seit Stiftungsgründung im Jahr 1997 nicht mit einem Festakt und in Anwesenheit der Stifterfamilie stattfinden konnte, erhielten die Preisträger*innen des Vorjahres nun eine öffentliche Würdigung im Rahmen des diesjährigen Festaktes: Das Ballett des Staatstheaters Cottbus erhielt den Max-Grünebaum-Preis 2020. Mit dem Max-Grünebaum-Preis 2020 der BTU Cottbus-Senftenberg wurde die Wissenschaftlerin Dr. Costanza Rodda ausgezeichnet.

Die Preisträger 2021

Dr. Thi Thu Trang Nguyen (links), Dr. Costanza Rodda (rechts) und Ron Petraß (Mitte) | Foto: Marlies Kross


Dr. Thi Thu Trang Nguyen

Max-Grünebaum-Preis 2021

wir sind heute hier, um auch Frau Dr. Thi Thu Trang Nguyen für den Max-Grünebaum-Preis 2021 zu würdigen. Sie hat mit ihrer Arbeit einen facettenreichen, tiefgehend recherchierten und wichtigen Beitrag zum Thema „Schwimmende Architektur und schwimmende Siedlungen in Vietnam“ geleistet. Facettenreich, weil sie neben architektonischen und baulichen Themen weitere wichtige Aspekte behandelte: klimatische Einwirkungen, ökologisches Gleichgewicht, sozioökonomische Folgen und Themen der Verwaltung und Regulierung. Tiefgehend recherchiert, weil sie diese Aspekte an unterschiedlichen Standorten mittels verschiedener Methoden untersuchte, die Einbeziehung der beteiligten Akteure gehörte selbstverständlich dazu. Wichtiger Beitrag, weil sie eine Palette an Lösungen anbot, von architektonisch-städtebaulichen und konstruktiven bis hin zu Vorschlägen zu neuen regulatorischen Instrumenten.

Nun der Reihe nach.

Die täglichen Nachrichten sowie die statistische Auswertung von Klimaereignissen der letzten Jahre geben uns ein ziemlich klares Bild, dass wir mitten in einer für viele Menschen unsicheren Zeit leben. Manche Küstenregionen weisen eine höhere Dichte an extremen Ereignissen auf, die das Leben der betroffenen Menschen entsprechend bedrohen. Was in unserem Land eine Überschwemmung anrichten kann, haben wir vor kurzem schmerzlich erfahren, und diese finden in anderen Ländern regelmäßig, fast jährlich statt. Hinzu kommt, dass mit der wachsenden Zahl der Bevölkerung Land als Lebensraum immer knapper wird, was die ohnehin komplexe Situation mancher Küstenregionen weiter verschlimmert.

Frau Dr. Nguyen stammt aus Vietnam, und Teile der über 3400 km lange Küste von Vietnam bildeten das Untersuchungsgebiet ihrer Arbeit. Die Verbindung nach Cottbus erfolgte über das Institut für schwimmende Bauten. Das Institut ist Teil der Fakultät für Architektur, Bauingenieurswesen und Städtebau und eine der wenigen weltweiten Einrichtungen, die sich wissenschaftlich mit Themen schwimmender Bauten beschäftigen. Mein Kollege Prof. Stopp und ich waren uns schon beim ersten Gespräch mit ihr sicher, dass wir eine Person vor uns haben, der das Thema auch persönlich ein Anliegen ist.

Ihre Doktorarbeit mit dem Titel: „Förderung von Nachhaltigkeit und Resilienz schwimmender Siedlungen in Vietnam“ beschäftigte sich exemplarisch mit drei sehr unterschiedlichen Regionen der klimatisch und geografisch sehr vielfältigen Küste. Bei den drei Regionen handelte es sich um:

  • Die im Norden gelegene und touristisch bekannte Insellandschaft Cat Ba in der Halong-Bucht. Diese wurde 2014 als UNESCO World Heritage-Standort anerkannt. Eine große Anzahl von dort in schwimmenden Siedlungen lebenden Menschen wurden wegen dem ökologisch negativen Einfluss auf den Naturkreislauf, auf das Land zwangsumgesiedelt. Hier ist Frau Dr. Nguyen der Frage nachgegangen, ob schwimmende Siedlungen allen gegebenen Anforderungen einer ausgeglichenen Ansiedlung gerecht werden können.
  • Die Mitte der Küstenregion, den schmalsten Bereich von Vietnam, in der Quan Binh-Region, die regelmäßig den Überschwemmungen ausgeliefert ist. Hier hat Frau Dr. Nguyen aufschwimmbare Gebäude und Nebengebäude untersucht. Sie hat vorhandene Konzepte und historische Lösungen erforscht und einen darauf basierenden neuen technischen Entwurf vorgestellt.
  • Die im Süden die gelegene Region des Mekong-Deltas, in der sie im Rahmen eines vom BMWI-geförderten Projektes eine Studie für eine Siedlung organisiert hat, in Zusammenarbeit mit der Ho Chi Min-Universität und mehreren studentischen Gruppen vor Ort. Dabei ging es um Konzepte für eine zukunftsorientierte und resiliente Lösung für Menschen, die auf dem Mekong leben und arbeiten.

Frau Dr. Nguyen hat 2010 ihre Masterarbeit in Tambov, einer Stadt im europäischen Teil Russlands, etwas südlich von Moskau, absolviert. Das Thema der Arbeit war die in Vietnam verortete Do Son-Halbinsel, und da sahen wir schon, dass Frau Dr. Nguyen eine starke Bindung zu ihrer Heimat hatte. Ab 2011 arbeitete sie an der Universität für Architektur in der Ho Chi Min-Stadt in der Lehre und bewarb sich 2014 für ein vietnamesisches Stipendium für eine Promotion im Ausland. Ab Frühjahr 2015 lebte sie in Cottbus und begann mit der Promotion.

Ich gratuliere Ihnen, Frau Dr. Thi Thu Trang Nguyen, zu dieser hervorragenden Arbeit und zum diesjährigen Max-Grünebaum-Preis und wünsche Ihnen viel Erfolg für ihren weiteren beruflichen Weg.

Laudatio von Prof. Ilija Vukorep, Fachgebiet Digitale Entwurfsmethoden

Bojan Kahlau

Ernst-Frank-Förderpreis 2021

Bojan Kahlau ist in Goch in NRW und in Emmendingen in Baden-Württemberg aufgewachsen und mit Anfang 20 für sein Studium an der BTU nach Cottbus gezogen. Er studiert den internationalen Bachelorstudiengang „Environmental and Resource Management“. Prof. Frank Wätzold und ich haben ihn für den Ernst-Frank-Förderpreis vorgeschlagen, nachdem wir ihn in einem Modul zum Thema Umweltökonomie kennengelernt haben.

Warum haben wir ihn vorgeschlagen? Zum einen natürlich aufgrund seiner akademischen Leistungen. Bojan hat sich immer aktiv an den Diskussionen beteiligt, die Themen kritisch hinterfragt und letztendlich die Klausur als mit Abstand Klassenbester mit voller Punktzahl bestanden. Aber Bojan engagiert sich auch in- und außerhalb der Universität: er hat sich im letzten Jahr durch die Teilnahme an zwei Berufungskommissionen aktiv in der Uni eingebracht und arbeitet momentan als studentische Hilfskraft mit uns an einem Forschungsprojekt. Er ist Stellvertreter im Prüfungsausschuss für internationale Studiengänge und war Mitglied im Fachschaftsrat seines Studiengangs. Nebenbei hilft er dabei, Model United Nations an der BTU aufzubauen und setzt sich auch außerhalb der Universität als Mitglied beim BUND und VCD für Umwelt- und Sozialthemen ein.

Der Stiftungsgedanke des Ernst-Frank Förderpreises ist es, die Beziehungen zwischen Großbritannien und Deutschland zu verbessern, und auch damit kann sich Bojan gut identifizieren. Er hat großes Interesse an der englischen Sprache, was man zum Beispiel daran sieht, dass er sich für einen englischsprachigen Studiengang entschieden hat. Er möchte die über den Preis finanzierte Belohnungsreise als kleine Studienreise nach Großbritannien nutzen.

Ich finde es toll, dass Bojans akademisches und soziales Engagement im Rahmen des Ernst-Frank-Förderpreises gewürdigt wird und hoffe, dass er Bojan weiterhin in seiner Neugierde und seinem Ehrgeiz bestätigt.

Und damit nochmal herzlichen Glückwunsch nach Singapur, wo Bojan gerade sein Auslandssemester verbringt.

Laudatio von Charlotte Gerling, Akademische Mitarbeiterin, Fachbereich Umweltökonomie


Ron Petraß

Karl-Newman-Förderpreis 2021

Der Ton- und Videotechniker Ron Petraß wird mit dem Karl-Newman-Förderpreis ausgezeichnet.
Ron Petraß, Jahrgang 1990, hat 2013 seine Ausbildung als Mediengestalter Bild/Ton sehr erfolgreich abgeschlossen.

Seit September 2015 ist er am Staatstheater Cottbus in der Tonabteilung als Ton- und Videotechniker beschäftigt. Schon sehr bald haben seine Fähigkeiten, vor allem im Schnitt, in der Bildbearbeitung und der Videoeinrichtung, seine Kollegen und insbesondere die mit ihm arbeitenden Künstlerinnen und Künstler in hohem Maße überzeugt.

Mit seiner fachlichen Kompetenz, Phantasie, seinem kontinuierlichen Ringen um die besten Ergebnisse und seiner dabei ruhigen, freundlichen Art, hat sich Ron Petraß inzwischen einen Status der Unverzichtbarkeit erarbeitet. Stets ist er auf der Suche nach theaterspezifischen Videolösungen bei komplexen Inszenierungsanforderungen. In seiner Spezialisierung, der Videotechnik, bringt Ron Petraß kontinuierlich sein umfangreiches Know-how ein. Er engagiert sich bei der Weiterbildung und Schulung der Kollegen und wirkt mit an der Planung und Konzeption für neue Videoinvestitionen des Hauses.

Zusätzlich zu seiner Arbeit für die Inszenierungen unterstützt er die Abteilung Kommunikation & Marketing durch die Erstellung von Trailern, bei denen er für spektakuläre Videos mit wirkungsvollen Bildern, auch unter Einsatz einer Drohne und mit spezieller Kameratechnik, sorgt. Diese Inhalte haben durch seine Kreativität und sein handwerkliches Können enorm an Qualität gewonnen.

Besonders in den Zeiten der Pandemie ist ihm zu verdanken, dass das Theater mit vielen Online-Formaten und auch Streamings für das Publikum präsent sein konnte. Vor allem die Streaming-Projekte, so z.B. im März 2021 der Livestream des 24-stündigen Lesemarathons aus den „Sterntagebüchern“ von Stanisław Lem, wären ohne seinen Einsatz nicht denkbar gewesen. Viele andere Häuser haben dafür externe Firmen binden müssen. Das Staatstheater Cottbus konnte sich dank Ron Petraß den finanziellen Mehraufwand sparen.

In vielen Inszenierungen wirkte er an der Videoeinrichtung mit, u.a. in „Mamma Medea“ (Videoeinrichtung und Programmierung), „Nirvana“ (Konzeptentwicklung, Umsetzung und Live Videodesign), „Hamlet“ (Erstellung der Videoinhalte und Showprogrammierung), „Shakespeares Sonette“ (Einrichtung mit individuellem Mapping und vier Beamern). Bei der technisch anspruchsvollen Produktion „Antifaust“ übernahm er die Live-Video-Regie auf der Bühne.

In allen Sparten und Abteilungen wird Ron Petraß für seine Verlässlichkeit und hohe Sozialkompetenz gleichermaßen geschätzt. Aus einer Ton-Abteilung, die ab und an auch Videos produziert, hat er durch seinen Einsatz eine Ton- und Videoabteilung gemacht. Ebenso wie die Ensemblemitglieder in Schauspiel, Musiktheater, Ballett und Konzert ist Ron Petraß in seinem Metier ein Künstler.

Laudatio von Matthias Günther, Technischer Direktor am Staatstheater Cottbus