Max-Grünebaum-Preisträger 2020

Gewinner des Max-Grünebaum-Preises 2020. Am Staatstheater Cottbus erhielt das Ballett den Max-Grünebaum-Preis. Mit dem Max-Grünebaum-Preis der BTU Cottbus-Senftenberg wurde die Wissenschaftlerin Dr. Costanza Rodda ausgezeichnet.

Preisträger 2020

Max-Grünebaum-Preise 2020 in Cottbus vergeben.

Die Max Grünebaum-Stiftung hat im Rahmen ihrer Kuratoriumssitzung den Max-Grünebaum-Preis an Künstler*innen des Staatstheaters Cottbus und an eine Wissenschaftlerin der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU Cottbus-Senftenberg) vergeben. Die Preisvergabe fand zum 24. Mal statt.

Am Staatstheater Cottbus erhielt das Ballett den Max-Grünebaum-Preis. Mit dem Max-Grünebaum-Preis der BTU Cottbus-Senftenberg wurde die Wissenschaftlerin Dr. Costanza Rodda ausgezeichnet.

Coronabedingt konnte die Preisverleihung erstmals seit Stiftungsgründung im Jahr 1997 nicht mit einem Festakt und in Anwesenheit der Stifterfamilie stattfinden.

Der Max-Grünebaum-Preis ist mit jeweils 5.000 Euro dotiert.


Ballettensemble

Max-Grünebaum-Preisträger 2020

Ballett des Staatstheaters Cottbus_Foto Marlies Kross

Ballett des Staatstheaters Cottbus | Foto: Marlies Kross

Den Max-Grünebaum-Preis 2020 des Staatstheaters Cottbus erhielt das Ballettensemble.

Es ist das einzige theatereigene Ballettensemble im Land Brandenburg. 2018 erhielt das Ballett den Status als vierte Sparte des Staatstheaters Cottbus. Dirk Neumann, seit 2006 Ballettmeister am Haus, wurde im Zuge dessen zum Ballettdirektor berufen.

Die Kompanie besteht derzeit aus neun Tänzer*innen: Annalisa Piccolo, Emily Downs, Alyosa Forlini, Stefan Kulhawec, Inmaculada López Marín, Andrea Masotti, Denise Ruddock, Venira Welijan und Simone Zannini.

Zum Ensemble gehören auch die Elev*innen Alessandra Armorina, Mario Barcenilla Rubio und Lolita Valau.

Dirk Neumann gelang es, ein hochklassiges Ensemble zu formen und in- ternational renommierte Choreograf*innen für die Arbeit mit der Kompanie zu gewinnen, so z. B. Adriana Mortelliti, Giorgio Madia, Nils Christe, Lode Devos, Manuel-Joël Mandon und Mauro de Candia. Ein besonderes Anliegen ist ihm die Pflege des Tanzerbes des früh verstorbenen renommierten Choreografen Uwe Scholz. Auch die Förderung von Nachwuchschoreograf*innen wie Undine Werchau und Oliver Preiß ist fester Bestandteil der Repertoirepolitik. Das Tanzstück „Nur ein Wimpernschlag …“ von Oliver Preiß hatte im Rahmen des Auftakts für die Spielzeit 20.21 im Oktober 2020 Premiere. Unter der Leitung von Dirk Neumann wurden bisher mehr als 20 Tanzstücke uraufgeführt.

Pro Spielzeit entstehen zwei bis drei eigenständige Produktionen. Das Repertoire ist von neoklassisch bis modern aufgefächert. Mit tänzerischen Einsätzen ist das Ensemble auch in Musicals und Operetten zu erleben.

Eine feste Institution ist die alljährliche Ballett-Gala mit Höhepunkten aus vergangenen Spielzeiten und neuen Choreografien.

Internationale Gastspiele führten das Ensemble unter anderem nach Novara (Italien) und Zielona Góra (Polen).

Durch seine transparente Arbeitsweise hat das Ensemble beim Publikum einen großen Rückhalt. Die Ensemblemitglieder sind höchst motivierte Tänzer*innen und im klassischen und neoklassischen Ballett genauso zu Hause wie im modernen Tanz. Hervorzuheben sind auch eigene choreographische Arbeiten einiger Ensemblemitglieder, die den Aufschwung der Sparte am Staatstheater Cottbus weiterbefördern.

Das Ballett des Staatstheaters Cottbus ist mehr denn je beliebt und aus der Kulturlandschaft der Stadt Cottbus und darüber hinaus nicht wegzudenken.


Dr. Costanza Rodda

Costanza Rodda Foto:privat

Costanza Rodda | Foto: Privat

Max Grünebaum-Preis 2020

Mit Frau Dr. Rodda ehren wir heute eine außergewöhnliche Wissenschaftlerin. Es ist mir eine besondere Freude, Ihnen die Preisträgerin und ihre Arbeit kurz vorstellen zu dürfen.

Frau Rodda hat 2013 ihren Bachelorabschluss in Physik an der Universität in Trieste, in Italien gemacht und im Anschluss an dieser Uni ihre Masterarbeit in Kooperation mit dem Royal Netherlands Institute for Sea Research geschrieben. Thema: Der Ozean in einem Tank. Es ging um Simulationen der Interaktion von Wellen und Strömungen in einer rotierenden Box. Abgeschlossen mit dem bestmöglichen Ergebnis!

Zwei Monate später, im November 2015, startete Frau Rodda als Doktorandin an der BTU Cottbus Senftenberg. Sie wurde betreut von Prof. Harlander am Lehrstuhl für Aerodynamik und Strömungslehre. Dieses Fachgebiet wird von Prof. Egbers geleitet und ist eines der international renommiertesten an unserer Universität. Die Forscher um Prof. Egbers nehmen schon seit 20 Jahren an Weltraumexperimenten teil. Es geht um die Veränderungen von Luft- und Meeresströmungen durch den Klimawandel und um die Etablierung von Simulationsmodellen, die für die Vorhersage der weiteren Klima-Entwicklungen Voraussetzungen sind. Diese Experimente sollen 2024 oder 2025 zur Internationalen Weltraumstation fliegen.

In diesem exzellenten, innovativen und äußert produktiven akademischen Umfeld arbeitete Frau Rodda an unserer Universität. Ihre Doktorarbeit entstand in der DFG-Forschungsgruppe „Multiskalen-Dynamik von Schwerewellen“. Nach nur vier Jahre konnte sie an der BTU ihre Promotion mit „summa cum laude“, mit dem höchsten Lob, abschließen. Der Titel der englischsprachigen Arbeit: Gravity waves emissions from jet systems in the differentially heated rotating annulus experiment.

Okay, das versteht man nicht auf Anhieb. Auf der Basis der Zusammenfassung durch die Autorin selbst und der Gutachten zu Ihrer Arbeit möchte ich versuchen, kurz darzustellen, um was es geht und warum die Leistung so bemerkenswert ist.

Der Klimawandel ist eine der größten und akutesten Herausforderungen unserer Zeit, von der die Zukunft der Gesellschaft, der Wirtschaft, der Natur und Landwirtschaft, ja der Erde abhängen. Eine zentrale Aufgabe der Wissenschaften ist die Qualität der Vorhersage von Klimamodellen zu verbessern. Die von Frau Rodda untersuchten Schwerewellen gehören zu den größten Unsicherheiten aktueller Klimamodelle.

Schwerewellen haben nichts mit den Gravitationswellen in der Relativitätstheorie zu tun. Schwerwellen habe eine kurze Wellenlänge, sie durchdringen die Atmosphäre und steuern die globale Zirkulation, insbesondere in großen Höhen. Breiten sie sich nach oben aus, verzögern sie den Jetstream und können die Polarwirbel stören. Das hat Auswirkungen auf das langfristige Klima, aber auch auf das tägliche Wetter und das Auftreten extremer Wetterphänomene wie Starkregen, Stürme und Hitzewellen. Schwerewellen können Turbulenzen in wolkenfreien Schichten der Atmosphäre auslösen und dadurch schwere Flugzeugunfälle verursachen.

Bisher können Schwerewellen aufgrund ihrer Eigenschaften nur unvollständig in die Wetter- und Klimamodelle einbezogen werden. Die Arbeit von Frau Rodda ist in die wissenschaftlichen Aktivitäten einzuordnen, die diese Modelle verbessern wollen. Dafür werden mit Hilfe der Physik sogenannte Parametrisierungen entwickelt. Innerhalb des DFG-Projektes arbeiteten 10 internationale Forschungsinstitute in einem interdisziplinären Konsortium zusammen, um Theorieentwicklung, hochauflösende Modellierung und Messung im Labor und im Feld zusammenzubringen.

Frau Rodda hat sich in diesem Feld mit einem bisher wenig verstanden Aspekt beschäftigt, der Abstrahlung dieser Schwerwellen an atmosphärische Strahlströme und Wetterfronten. In der Meteorologie werden Daten in der Regel in aufwändigen Feldkampagnen erhoben. Frau Dr. Rodda hat sich für einen anderen Weg entschieden und Laborexperimente durchgeführt, die es möglich machten, die Komplexität des dreidimensionalen Strömungsfeldes und der darin ablaufenden Wechselwirkungsprozesses zu untersuchen. Die unter solchen kontrollierten Bedingungen erhobenen Daten sind reproduzierbar, und das ist ein großer Vorteil, weil verschiedene Parametrisierungen getestet und verbessert werden können.

Das Experiment besteht aus einem rotierenden Wassertank, der innen gekühlt und außen beheizt wird. Damit wird der Temperaturkontrast zwischen den Tropen und den polaren Gebieten simuliert. Durch die Effekte von Heizung und Rotation entstehen Hoch- und Tiefdruckgebiete im Wassertank, die – tatsächlich – interne Schwerewellen abstrahlen. Das Experiment ist einzigartig in seiner Größe und wiegt mit Basis und Messeinheit ca. eine Tonne! Der Tank muss mit über 200 l Wasser in einer perfekten horizontalen Ebene liegen, jede kleinste Vibration stört das Experiment. Geschwindigkeiten und Temperaturen werden mit Laser- und Thermographie-Verfahren quantitativ bestimmt.

Frau Dr. Rodda hat den Aufbau betreut und über vier Jahre Messungen durchgeführt. In dieser Zeit hat sich viele Studierende mit dem Experiment vertraut gemacht und drei hochkarätige Publikationen veröffentlicht.

Ich zitiere aus dem Gutachten:

„Dr. Rodda ist eine herausragende Wissenschaftlerin, die mit großer Professionalität das Projekt geleitet und einen außergewöhnlichen neuen Datensatz generiert hat, der über Jahre für die Entwicklung und Verbesserung von Parametrisierungen für Klimamodelle von großer Bedeutung sein wird“.

„Costanza Rodda ist im Sinne der Max-Grünebaum Stiftung bestens international vernetzt und wird diesen Preis weit über die Grenzen von Cottbus hinaus sichtbar machen.“

Liebe Frau Rodda, Sie sind für diese Preisverleihung aus Grenoble angereist, wo Sie eine Postdoc-Stelle am Coriolis Laboratorium haben und in einem internationalen Konsortium zu „Wellenturbulenz“, finanziert durch die Simons Foundation aus den USA, arbeiten. Und ich habe gehört, dass Sie demnächst nach London an eine andere sehr renommierte wissenschaftliche Einrichtung wechseln werden. Ich gratuliere Ihnen zum Max Grünebaum Preis und vor allem wünsche ich Ihnen, dass Ihre außerordentliche Begabung und Ihre Leistungsfähigkeit Sie erfolgreich durch Ihre weitere akademische und berufliche Karriere begleiten werden. Bewahren Sie sich Ihre Neugier, Ihre Weltoffenheit und Ihre Leidenschaft. Alles Gute und allergrößte Erfolge für Ihren weiteren Weg in der Welt der Wissenschaft, in der Welt!

Laudatio von Prof. Dr. Gesine Grande, Präsidentin der BTU Cottbus-Senftenberg

Aufgrund der ausgefallenen Preisverleihung im Jahr 2020 wurde die Laudatio erst bei der Preisverleihung 2021 gehalten.